Deine ersten 30 Tage nach einer Erbschaft: Ein Schritt-für-Schritt Guide
Deine ersten 30 Tage nach einer Erbschaft: Ein Schritt-für-Schritt Guide
Ich hätte nie gedacht, dass ich diesen Guide schreiben müsste. 2019 wurde meine Mutter krank und verstarb nur 30 Tage nach ihrer Diagnose.
Ich war in ihren letzten Momenten bei ihr und gab ihr Medikamente gegen die Schmerzen. Es war überwältigend, emotional und ehrlich gesagt ziemlich chaotisch. Es blieben so viele Dinge unausgesprochen, sowohl gute als auch schlechte.
Jetzt möchte ich dir helfen, deine ersten 30 Tage nach einer Erbschaft zu meistern. Dieser Guide gibt dir konkrete Schritte an die Hand, damit du organisiert bleibst, häufige Fallstricke vermeidest und in dieser schwierigen Zeit durchdachte Entscheidungen treffen kannst.
Es ist wahrscheinlich eine der schwersten Zeiten, die du durchmachen wirst. Du hast mit Papierkram, Familie, Trauer und vielleicht sogar mit Leuten zu tun, die denken, ihnen stünde ein Anteil zu. Hier ist, was ich aus meiner Erfahrung gelernt habe.
Auch lesenswert: 5 teure Geld-Fehler, die Erben machen
Schnelle Checkliste für deine ersten 30 Tage nach einer Erbschaft
Woche 1: Erstmal durchatmen
Das Erste, was du wissen musst: Die meisten Dinge können warten. Wirklich. Auch wenn es sich anfühlt, als bräuchte alles sofort deine Aufmerksamkeit, stimmt das nicht. Hier ist, worauf du dich konzentrieren solltest:
Wichtige Unterlagen sammeln
Such nach:
- Kontoauszügen
- Versicherungsunterlagen
- Haus- oder Wohnungsurkunden und Hypothekendokumenten
- Dringenden Rechnungen
- Digitalen Kontoinformationen (Online-Banking, E-Mail, Social Media)
- Kryptowährungen oder digitalen Investment-Details
Kontaktliste
Erstell eine Liste von Personen und Organisationen, die du kontaktieren musst:
- Versicherungen
- Banken und Finanzinstitute
- Den Vermieter (falls es eine Mietwohnung gibt)
- Enge Familienangehörige und den Testamentsvollstrecker
- Steuerberater
- Nachlassanwalt
- Professioneller Gutachter (für wertvolle Gegenstände)
- Finanzberater (besonders bei größeren Erbschaften)
Dokumentationssystem
Richte von Anfang an ein organisiertes System ein:
- Erstelle digitale Kopien aller wichtigen Dokumente
- Richte separate physische und digitale Ablagesysteme ein
- Führe ein Protokoll über alle Kommunikation mit Finanzinstituten
- Bewahre alle Quittungen für nachlass-bezogene Ausgaben auf
- Nutze einen Passwort-Manager für digitale Konten
Die Beerdigung planen
- Konzentriere dich auf die unmittelbaren Bedürfnisse der Trauerfeier
- Delegiere Aufgaben wenn möglich
- Bewahre alle Quittungen für Ausgaben auf
Wichtigste Lektion: Übernimm die Kontrolle über den Prozess. Lass dich von anderen nicht in schnelle Entscheidungen drängen, besonders nicht bei Geldfragen. Zum Beispiel kann die vorschnelle Zustimmung zum Verkauf von Eigentum, ohne dessen Wert vollständig zu verstehen, oder das zu schnelle Unterzeichnen von Finanzkonten zu Reue führen.
Wochen 2-3: Verstehen, was du hast
Jetzt ist es Zeit, einen klareren Überblick über deine Situation zu bekommen. Aber denk dran, du trauerst noch, und das ist okay. Hier ist, was zu tun ist:
Vermögensinventar erstellen
Dokumentiere alles, was du geerbt hast:
- Geld (auf Sparkonten, in Investments oder anderen Konten)
- Immobilien (Grundstücke, Fahrzeuge)
- Wertsachen (Schmuck, Sammlerstücke)
- Digitale Assets (Kryptowährungen, Online-Konten)
- Schulden (Kreditkarten, Hypotheken oder Darlehen)
Dein professionelles Unterstützungsteam aufbauen
Erwäge die Zusammenarbeit mit:
- Nachlassanwalt für rechtliche Beratung
- Steuerberater für steuerliche Auswirkungen
- Finanzberater für langfristige Strategie
- Trauerberater oder Therapeut
- Professioneller Gutachter für wertvolle Gegenstände
Steuerliche Auswirkungen verstehen
Sprich mit einem Steuerberater über:
- Erbschaftssteuern
- Nachlasssteuern
- Kapitalertragssteuer-Auswirkungen für geerbte Vermögenswerte
- Erforderliche Steuererklärungen und Fristen
- Bundesland-spezifische Steueraspekte
Auf Warnsignale achten
Sei wachsam bei häufigen Betrugsmaschen, die auf Erben abzielen:
- Unaufgeforderte Investment-Angebote
- Plötzlich auftauchende "lang verschollene Verwandte"
- Falsche Schuldeneintreiber
- Spenden-Betrug
- Druck, schnelle Finanzentscheidungen zu treffen
Prioritäten setzen
Konzentriere dich darauf, was sofort Aufmerksamkeit braucht:
- Nebenkosten, Hypotheken oder Miete und Versicherungszahlungen
- Nachlassspezifische Fristen und Anforderungen
- Steuerabgabefristen
- Versicherungsanspruchsfristen
Wichtige Erkenntnis: Vertrau deinem Bauchgefühl. Trauer sieht bei jedem anders aus. Manche werden dir sagen, wie du dich fühlen oder verhalten solltest – ignorier sie. Diese Reise ist ganz allein deine.
Woche 4: Die Planung beginnen
Inzwischen solltest du einen besseren Überblick über deine Erbschaft haben. Zeit, über die nächsten Schritte nachzudenken – aber vermeide es, in große Veränderungen zu stürzen.
Selbstfürsorge-Prioritäten
- Setze klare Grenzen gegenüber Familienmitgliedern
- Erwäge, dir frei zu nehmen
- Behalte wenn möglich normale Routinen bei
- Tritt einer Trauergruppe bei
- Plane Zeit für Ruhe und Reflexion ein
Finanzplanung
Fang an, dein Vermögens-Dreieck zu erstellen – aber halt es erstmal einfach:
- Ersparnisse
- Investments
- Ausgaben (täglich und nach Belieben)
Leg etwas "Spaßgeld" zur Seite: Gönn dir was Kleines – eine kurze Reise, ein neues Gadget oder einen entspannten Tag. Sich ein bisschen Freude zu erlauben, kann eine gesunde Art sein, Stress abzubauen.
Geld-Mindset
Denk über deine Beziehung zu Geld nach. Mit einer großen Summe umzugehen kann verwirrend sein, wenn du es nicht gewohnt bist. Zum Beispiel ist es leicht, sich gedrängt zu fühlen, sofort alle Schulden zu begleichen oder in eine vermeintlich hochrentable Gelegenheit zu investieren, ohne richtig zu recherchieren. Von der Verwaltung von 10.000€ zu 300.000€ zu wechseln, erfordert ein Umdenken.
Siehe auch: 10 Anzeichen, dass du schlecht mit Geld umgehst
Wichtige Erkenntnisse
- Überstürze keine Finanzentscheidungen. Erlaub dir, dir Zeit zu lassen.
- Lass Raum für Trauer. Heilung braucht Zeit – es gibt keinen festen Zeitplan.
- Achte auf deine Ausgabengewohnheiten. Wenn du einen größeren Betrag erbst, denk dran: dein monatliches Einkommen hat sich nicht automatisch geändert.
- Akzeptiere, dass Überforderung normal ist. Du hast gerade viel um die Ohren – sei nett zu dir selbst.
Einfache 30-Tage-Checkliste
□ Mehrere Kopien der Sterbeurkunde besorgen
□ Alle wichtigen Dokumente finden und sichern
□ Dokumenten-Organisationssystem einrichten
□ Versicherungen kontaktieren
□ Banken und Finanzinstitute benachrichtigen
□ Wenn nötig, Nachlassverfahren einleiten
□ Inventar von Vermögenswerten und Schulden erstellen
□ Wertvolles Eigentum sichern
□ Steuerberater kontaktieren
□ Mit Nachlassanwalt treffen
□ Separates Konto für geerbtes Geld einrichten
□ Alle digitalen Assets überprüfen und auflisten
□ Passwörter wichtiger Konten ändern
□ Kommunikationsprotokoll beginnen
□ Trauergruppe beitreten
□ Selbstfürsorge-Aktivitäten einplanen
□ Versicherungspolicen überprüfen
□ Dringende Rechnungen regeln
□ Vorläufiges Budget erstellen
□ Folgetermin mit Finanzberater vereinbaren
Ich wünschte, jemand hätte diese Tipps mit mir geteilt. Denk dran, du musst nicht alles sofort lösen. Kümmere dich erstmal um dich selbst, der Rest kommt mit der Zeit.
Disclaimer: Dieser Artikel basiert auf persönlicher Erfahrung und sollte nicht als Finanzberatung verstanden werden. Hole dir immer den Rat eines qualifizierten Finanzberaters ein, bevor du Investitionsentscheidungen triffst.